Nach dem Machu Picchu Erlebnis stand für mich die Umrundung des Ausangates auf meinem Plan. Ich hatte ursprünglich fünf Tage dafür eingeplant, musste aber auf vier Tage verkürzen. Kaum war ich wieder in Cusco angekommen, plagte mich eine schwere Erkältung und ich verbrachte die nächsten drei Tage im Bett. Bei der Ausangate Umrundung würde ich nicht unter 4.700 hm kommen und sieben Pässe über 5.000 hm waren zu bewältigen. Dementsprechend hatte ich etwas Respekt vor der Tour und ich wollte so gut es ging wieder etwas auf der Höhe sein.
Schlussendlich ging es dann los und ich überquerte den ersten Pass über 4.800 hm. Ich fühlte mich ganz gut, als ich nach oben stiefelte. Von Beginn der Tour an nahm mich die wunderschöne Berglandschaft mit dem gigantischen Ausangate vor mir gefangen. Ich kam auch schon an den ersten Alpaka-Herden vorbei. Dass außer Alpakas auch Hunde in den Bergen lebten, durfte ich natürlich auch spüren. Kurz bevor der Anstieg los ging, stürmten drei Hunde auf mich zu und attackierten mich. Zwei versuchten sich in meine Beine zu verbeißen. Glücklicherweise ließen sie von mir ab, als ich sie sehr bestimmt anschrie. Ich hatte gelesen, dass die Hunde in den Bergen aggressiv sind und es auch nicht schadet gegen Tollwut geimpft zu sein. Dem kann ich nur zustimmen.
Nachdem ich den Arapa Pass hinter mir hatte, sollte es nun auch nicht mehr unter 4.700 hm gehen. Noch ging es mir gut, gegen Abend stellten sich aber die ersten Symptome der Höhe ein. Am Yana Qocha verkroch ich mich in mein Zelt und durfte die Nacht über miterleben, was Höhenkrankheit bedeutet: Aussetzer, Herzrasen, Lichtblitze, unglaublich starke Kopfschmerzen und die ganze Nacht über Erbrechen. Zum ersten Mal verfluchte ich meine Reise und mein Vorhaben. Ich schmiedete erste Notfallpläne und wollte am nächsten Tag wieder umkehren oder, wie ursprünglich geplant, weiter zu den Rainbow Mountains. Sollte es mir da nicht besser gehen, hätte ich die Chance mit irgendwelchen Touristen zurück zu fahren. Nur musste ich erst einmal da hin kommen und dafür 3 Anstiege über 5.000 hm absolvieren. Als ich dann auch noch vor meinem Zelt Hunde vernahm, die sich gegenseitig angingen und wild umher fletschten, war ich vollends begeistert. Ich traute mich kaum aus dem Zelt, um auf die “Toilette“ zu gehen.












Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war alles ruhig und der Kopfschmerz vorbei. Bis auf einen mulmigen Magen ging es mir auf einmal wieder gut und ich beschloss Richtung Rainbow Mountains aufzubrechen. Der erste Pass, der Puka Qocha, ging noch recht gut, beim zweiten, den Hananta Pass, schleppte ich mich schon eher – auf meinen Stöcken stützend – nach oben. Der leere Magen und die Nacht machten sich, gepaart mit der Höhe und Kälte, bemerkbar. Als ich mich dann zu den Rainbow Mountains hinauf quälte, kam Roberto mit seinem Pferd Ausangate vorbei und bot mir an auf Ausangate hoch zu reiten. Da konnte ich nicht nein sagen! Grinsend saß ich auf Ausangate und genoß den unglaublichen Ausblick auf die Berge. Bei den Rainbow Mountains ruhte ich mich aus und kaufte mir das teuerste, aber auch leckerste Snickers der Welt!













Gestärkt und frohen Mutes ging es wieder zurück über den Hananta Pass bis zum Fuße des Ausangate, zum Ausangate Lake. Ich war wieder optimistisch und vorbei an freien Alpakas und wieder einmal wunderschönen Eindrücken freute ich mich auf den nächsten Tag. Der Palomani Pass mit 5.200 hm stand an. Auf einmal kam der Wunsch in mir auf, endlich wieder mal Spaghetti Bolognese essen zu dürfen. Die nächsten Stunden verbrachte ich damit, mir vorzustellen, wie ich zurück in Deutschland die Bolognese-Sauce meiner Mom löffelte …
Als ich morgens aufwachte, bekam ich kaum meine Augen auf. Ein Blick in meine Kamera zeigte, dass ich über Nacht zur Asiatin mutiert war und alles um meine Augen herum geschwollen war. Ich hoffte, dass es über den Tag hinweg besser werden würde und vermutete, dass die Höhe, der andauernde kalte Wind und die Sonne die Ursachen waren. Körperlich ging es mir super und es fiel mir nahezu leicht zu den 5.200 hm aufzusteigen. Als ich später wieder auf 4.800 hm war und sich zu der Schwellung ein leichter Druck im Kopf bemerkbar machte, beschloss ich die Tour an diesem Tag fertig zu machen. Das Ende der Tour war bei den Hot Springs auf 4.300 hm und das schien für mich irgendwie gesünder. Zum Glück war ich körperlich gut drauf und ich absolvierte die noch beiden anstehenden Pässe über 5.100 hm relativ mühelos. Danach spurtete ich so schnell es ging nach Pacchanta zu den Hotsprings.
Die Umrundung war Abenteuer pur! Neben meinen körperlichen Problemen und dadurch auch psychischen Kämpfen, saß ich aber immer wieder da und lies alles auf mich wirken. So wenig ich dazu schreibe, umso mehr ging in mir vor. Ich werde diese vier Tage bestimmt nicht so schnell vergessen und selten habe ich so viel tolle und gleichzeitig schreckliche Momente zusammen erlebt. Am Ende siegen aber die tollen Momente und die wunderschöne Landschaft mit den vielen Alpakas hoch oben in den Anden am Fuße des Ausangate.




















Am nächsten Morgen ging es dann zurück nach Cusco. Mit mittlerweile erhaltenen Antibiotika bete ich nun, dass ich nicht als “Chinese Girl“ nach Deutschland zurückkehren muss. Ein bisschen Zeit habe ich zum Glück noch …
Abends fand ich durch Zufall in Cusco eine Osteria und bestellte Spaghetti Bolognese. Und die schmeckten auch noch! Der Kellner und die Köchin waren komplett überfordert, als ich mich so freute und es versuchte ihnen überschwänglich auf Spanisch mitzuteilen.
Dear Jude. Dieser „Höhentripp“ in Südperu hat Dir neben tollen Einblicken und Ausblicken sowie den vielen einzigartigen Erlebnissen viel abverlangt; erfreulicherweise überwiegen die positiven Momente. Weiter so. Unsere insgeheimen (besprochenen) Gefahren haben ….. . All unsere Ängste werden von Deinem Bericht und den einzigartigen bisherigen Bildern und beeindruckenden Geschehnissen verdrängt, besser weggewischt. Genieße die restlichen dreieinhalb Wochen. Wir wünschen Dir weiterhin tolle Tage über die Grenzen des Reichs der Inka, des angrenzenden Amazonas-Regenwaldes und, und, und ….. Ganz lieb umarmen dich Ma u. Pa.
We already miss you Jude!
Zum Glück geht es dir wieder besser! Nur du gehst weiter, wenn du dich die ganze Nacht erbrochen hast 😂!
Hallo Judith ,
Hoffendlich geht es dir wieder gut genieß noch diese Zeit.
Dein/e Maxi, Stella, Tizian