Langsam geht es in die Höhe – Arequipa liegt auf ca 2.300 m und seine Altstadt ist Unesco Weltkulturerbe. Sie gilt auch als die europäischste Stadt in Peru.
Ich treffe um 7 Uhr morgens ein und habe somit einen ganzen Tag durch die wirklich wunderschöne Altstadt zu schlendern. Im Alpaka Museum wird mir gezeigt, wie Alpakawolle verarbeitet wird, in der Schokoladenfabrik kann man selbst Schokolade herstellen und im Andean Heiligtummuseum sieht man den konservierten, gefrorenen Körper von Juanita. Ein junges Mädchen dass um 1450 den Göttern geopfert wurde. Ich genieße die schöne Stadt mit ihren süßen Cafés und Restaurants und den beeindruckenden Bauwerken. Im Hintergrund sieht man immer die drei gewaltigen Vulkane und machen Lust auf einen ersten Besuch in den Anden.








Gesagt, getan. Am nächsten Tag gehts um vier Uhr morgens los zum Colca Canyon auf 3.800 m. Wir stoppen am berühmten Platz des Kondors und beobachten wie die Kondore morgens bei der aufsteigenden Thermik ihre ersten Flüge machen. Mit einem Fernglas in der Hand verfolge ich die riesigen Vögel und bin beeindruckt. Endlich geht es aber weiter und wir kommen am Startpunkt gegen neun Uhr an.



Ich bin aufgeregt und gespannt wie ein kleines Kind. Zum einem stehen 3 Tage Outback und Übernachten bei Einheimischen an und zum anderem habe ich einige Aufstiege in der Höhe vor mir – ich habe Respekt vor beidem. Seit meinem Erlebnis auf Martinique habe ich intensiv Atemtraining und regelmäßig mindestens eine Stunde langes aerobes Ausdauertraining mit Nasenatmung betrieben. Ich hoffe, dass das geholfen hat und ich die nächsten Tage genießen kann und nicht bei jedem Anstieg stundenlang vor mich hin keuche und mich quäle.
Mit meinem Wegbegleiter Ivan, ein einheimischer Guide, lege ich los und erst einmal haben wir den Abstieg des Canyons bis auf 2.300 m vor uns. Ivan meint, dass er normalerweise vier Stunden dauert – naja ich würde sagen wir korrigieren das und machen eineinhalb Stunden draus. Ivan ist begeistert – ich bin wohl nicht ganz so langsam. Klar, ist man unten, darf man an der anderen Seite auch wieder hoch. Knappe 200 Höhenmeter müssen wir bewältigen, um zum geplanten “Lunchplace” zukommen. Ivan, der ja nun ein rasches Tempo von mir gewohnt ist, spurtet los – und ich hinterher. Nach oben … mir platzen fast die Lungen und ich habe schon blutigen Geschmack im Mund. ”Die 2.300 m Höhe sind nicht ohne,” denke ich mir. Ich beschließe an Ivan dran zu bleiben und denke mir, ”sterben kann ich auch danach. Die 200 Höhenmeter halte ich irgendwie durch.” Als Ivan endlich stoppt und ich sehe, dass auch er schnell atmet, bin ich etwas beruhigter. ”Wow, das war schnell und steil, das war nicht ohne, oder?” meint er zu mir. ”Ja, ich atme, als ob ich nen 100 m Sprint hinter mir habe!” erwidere ich. Ab sofort geht es gemütlich dahin und wir kommen gegen 11 Uhr zum Mittagessen an. Der Besitzer und Koch schaut uns an und meint, ”Frühstück gibts aber nicht!” Ivan lacht und meint, “ja wir waren etwas schneller als sonst!” So kann ich beim Kochen auf der Feuerstelle zu schauen und wir schmieden in der Sonne Pläne für eine Außer-Plan-Nachmittagstour. Unser Ziel wird das höchste Dorf sein – ca. 1.000 m Anstieg auf 3.500 m – bevor es zu Mauritius geht, bei dem wir die Nacht verbringen wollen.

Nach dem Essen geht es dann los – ich fühle mich immer wohler und muss nun erst um die 3.000 m schärfer atmen. Nach eineinhalb Stunden sind wir angekommen. Auf dem Marktplatz schauen wir den Einheimischen beim Tanzen und Feiern zu und Ivan, der in einem Nebendorf aufgewachsen ist, bringt mir die Kultur, das Leben und die Pflanzen in der Region näher. Überhaupt lerne ich von ihm in dem nächsten Tagen so viel über die Pflanzen und Früchte kennen – für was sie zu gebrauchen sind, für was sie gut sind etc.



Am späten Nachmittag steigen wir dann zum lebenslustigen und fröhlichen Mauritius ab. Als erstes sehe ich bei ihm den Käfig voller Meerschweinchen und ich erinnere mich daran, dass sie ja gerne in Peru verspeist werden. Im Grunde muss man sagen, die Peruaner essen eigentlich alles was nur irgendwie essbar sein könnte – und immer mit Reis und Kartoffeln als Beilage. Wir verbringen einen lustigen und entspannten Abend miteinander, bevor ich in mein Bett falle. Einmal mehr stelle ich fest, wie lieb und höflich die Peruaner sind und fühle mich auch hier, bei ihrer “leisen lebensfrohen“ Art sehr wohl.
Am nächsten Tag nimmt mich Mauritius, nach auf einer Feuerstelle gebackenen Pancakes – mit auf seine Obstfelder und zeigt mir alles. Wir futtern uns durch sämtliche Früchte – viele kenne ich nicht – und ich bin begeistert, wie sie noch alles mit Hand machen und mit traditionellen Inka-Werkzeugen arbeiten. Voller Begeisterung kleidet mich anschließend Mauritius mit dem einheimischen Gewandt ein und zeigt mir auch ihren Tanz. Zusammen tanzen wir und ein paar Nachbarn kommen dazu und machen mit. Ich bin hin und weg.





So schön es auch ist, wir müssen weiter. Wieder beschließen wir einen anderen Weg als üblich zu nehmen und bauen so noch ein paar Höhenmeter mit ein, bis wir an einer Oase mit vier Lodges und Pools, die vom Canyonriver gespeist werden, an ankommen. Auf dem Weg dahin, sehen wir Flugblätter einer vermissten jungen Frau aus Deutschland, die vor ein paar Monaten zur Oase aufgebrochen ist, aber nie ankam. Ich habe davon auf Facebook gelesen, es aber hier nun noch einmal zu sehen, lässt mich schlucken. Ivan meint, er hätte sie an dem Tag noch auf dem Weg getroffen, sie wollte aber einen anderen Übergang zur Oase nehmen, der weiter unten liegt. Zu der Zeit war Regenzeit und der Fluß gut zwei Meter höher. Der Übergang wird kaum mehr benutzt, da er mittlerweile nur noch aus einem schmalen Steg mit einem Seil für die Hände besteht. “Wenn du nicht gut balancieren kannst und nicht schwindelfrei bist … wenn hier jemand verloren geht, dann ist der Grund eigentlich immer der Fluß – und dann wirst du auch nicht mehr gefunden.“ meint Ivan und wir steigen sehr ruhig zur Oase ab.







Am nächsten Tag steht der Aufstieg zum Plateau auf 3.800 m an und wir haben 1.500 Höhenmeter vor uns. Ich verhandle mit Ivan, dass wir nicht – wie üblich – um vier Uhr starten. “Man sollte vor der Sonne und der Hitze – so gegen acht Uhr – oben sein. Lass und um halb sechs losgehen, ich glaube wir schaffen es auch in zwei Stunden.“ Ich freue mich und er freut sich, denn er kann nun auch etwas länger schlafen. Und siehe da, wir sind sogar noch früher oben. Als ich beim Aufstieg ein für mich entspanntes Tempo einschlage, bin ich überrascht und erfreut, wie gut ich mich fühle und schon bald überholen wir einen nach den anderen, bis wir sogar fast die Ersten oben am Plateau sind. Ich merkte auf den treppenartigen letzten Höhenmetern, wie anstrengend es war, meine Beine durchzudrücken – die dünne Luft machte meine Glieder träge – aber sonst fühlte ich mich einfach nur gut und ich kam aus dem Strahlen nicht mehr heraus! “Judith, du musst dir keine Gedanken über deine nächsten großen Touren machen. Du bist fit und schnell – wie eine Einheimische! Ich würde mit dir in den nächsten Tagen auf den höchsten Vulkan hier, den Misti, gehen, wenn du nicht weiter ziehen würdest. Vielleicht kommst du ja wieder und wir machen alle drei Vulkane!” Ich kann es nicht glauben und bin glücklich. Hat das Training vor Corona und vor allem in den letzten Wochen wirklich geholfen? So oder so – ich bin nahe den Tränen – ich fühle mich nach fast 3 Monaten zum ersten Mal wieder – vor allem nach so einer Belastung – gut. Ich sitze in der Sonne und gebe mich diesem Gefühl hin. Diesem Gefühl, nach einer schweren Bergtour oben angekommen zu sein – so vertraut und so schön. Am liebsten würde ich danach noch weiter gehen und nochmal auf einen Berg gehen. Der muss aber noch ein bisschen warten – erst einmal stehen die heißen Quellen vom Vulkan an und wir regenerieren unsere müden Körper in 38 Grad warmen Wasser, bis es dann Abends wieder nach Arequipa geht.


Toll das du so schöne Sachen erlebst .Ich freue mich für dich!😃
Dein/e Maxi, Stella,Tizian❤
❤️ ich könnte euch drei aufessen 🥰.
Meine liebste Jude, jetzt geht es ja bei dir los mit deiner ersten größeren Tour Richtung Machu Picchu! Ich drücke dir ganz fest die Daumen – komme heil zurück! 😘🍀 Karo
Es ist einfach herrlich, lesen zu dürfen, was du alles erlebst❤️. Du beschreibst es so schön! Ich drück dich 😘
Die Berge haben ihre liebste kraxxlerin wieder und umgekehrt! 😉 enjoy! 🙂